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  Der Wolf
 
-1-

Deutlich spürte die junge Frau, dass etwas Schreckliches passieren würde.
Es war wie ein unangenehmes Prickeln auf der Haut. So als würde man gleich zu niesen beginnen. Irgendwie war das Gefühl schwer zu beschreiben, nicht greifbar, aber dennoch vorhanden. Versuchte sie jedoch, sich darauf zu konzentrieren und den Grund zu erkennen, entzog es sich ihrem psychischen Gesichtsfeld immer gerade soweit, dass es unmöglich war, es festzuhalten.
Irgendetwas würde passieren und sie konnte nicht feststellen, was es war. Verdammt.
Nie zuvor war ihr ein solches Gefühl entglitten. Sie konnte es immer festhalten und den Grund herausfinden. Warum also heute nicht?
Erneut versuchte sie, sich zu konzentrieren. Sie schloss die Augen, beruhigte ihre Atmung und versank allmählich in sich selbst. Tiefer. Und noch tiefer.
"Cornelia!"
Zuerst sah sie nur graue Schleier und schwarze Schatten, die im Zeitlupentempo durcheinander wirbelten und sich zu einer homogenen Masse verdichteten.
"Cornelia!"
Die Masse schob sich zu einem Gebilde zusammen und schien irgendwie lebendig zu sein. Langsam formte sich etwas, das wie ein Körper aussah.

"Cornelia!"

Eine lange unförmige Schnauze schnappte aus dem Dunkel nach ihr und verlor sich wieder in diesem wabernden Nebel, der jetzt einem Tier nicht unähnlich war.
Plötzlich glühten zwei gelblich schimmernde Augen auf...

"Cornelia!"

Dieses Etwas rief nach ihr. Verdammt, wie war das möglich? Selbst die stärksten Visionen hatten nicht nach ihr gerufen.

"Cornelia!"

Entsetzt zuckte sie zusammen.
Viel zu schnell tauchte sie aus den Tiefen ihres Geistes wieder auf. Es dauerte einige Sekunden, bis sie begriff, wo sie war. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und Angstschweiß rann ihr in dünnen Bächen den Rücken hinab.
Was war das? Nie zuvor hatte sie so eine panische Angst erlebt. Und wieso konnte es nach ihr rufen?

„Cornelia?“

Ein schriller Schrei entfuhr ihrer Kehle, ehe sie bemerkte, wer da gerufen hatte.

- 2 -

Ungeduldig wartete Cornelias Mutter Marlies am Eingang des Hauses, das sie zusammen seit etwa zehn Jahren bewohnten.
Zehn Jahre- eine lange Zeit, um allein zu sein.
Zehn Jahre- zehn Jahre, die seit diesem Unfall vergangen sind. Dem Unfall.
Damals wartete sie ebenfalls. Aber nicht auf ihre bildhübsche Tochter, die damals gerade sechs Jahre alt war. Sie wartete auf Marek, ihren Mann. Cornelia war an diesem Tag unruhig und quengelig gewesen, fing plötzlich an zu schreien und beruhigte sich auch nicht, als die Polizei an der Tür klopfte.
In knappen Worten berichtete der Beamte von Mareks Unfall. Ein LKW hatte den Wagen ihres Mannes gerammt und ihn von einer Autobahnbrücke geschoben. Zwanzig Meter freier Fall war selbst für den mit neuesten technischen Gimmicks vollgestopften Ford nicht zu schaffen. Marek brach sich so ziemlich jeden Knochen im Leib und verbrannte angeschnallt und wahrscheinlich noch bei vollem Bewusstsein.
Und noch heute dachte Marlies jeden Tag an ihren Mann. Der einzige Trost in diesen verdammt langen Jahren war ihre Tochter, die, je älter sie wurde, auch umso hübscher wurde. Jetzt, mit sechzehn, war sie eine Schönheit, nach der sich die Jungs und Männer des Dorfes umdrehten. Sie war schlank, etwa eins siebzig groß, hatte blaue Augen, die wie Sterne funkelten. Das Besondere an ihr aber waren die fuchsroten Haare, die ihr den Spitznamen Rotkäppchen eingebracht hatten.
Natürlich wusste Conni, so hatte ihr Vater sie immer genannt, dass sie eine Wirkung auf das männliche Geschlecht hatte. Aber das interessierte sie nur am Rande, denn immer öfter hatte sie Visionen und konnte Sachen vorhersehen. Nicht buchstäblich, denn sehen war die falsche Ausdrucksweise. Irgendwie spürte sie bestimmte Ereignisse, bevor sie geschahen, mehr, als sie sie sehen konnte.
Und heute waren die Empfindungen besonders stark. So stark, dass sie eine Gänsehaut bekam, als sie an die Nebelgestalt dachte.
„Cornelia!“ Ihre Mutter klang jetzt wirklich ungehalten. „Wie lange willst du mich hier noch rumstehen lassen? Beweg dich und komm sofort her!“
Schnell sprang Conni auf und rannte durch den Garten in Richtung Haus.
„Ja, was ist denn so wichtig“, fragte sie augenzwinkernd, da sie wusste, dass ihre Mutter ihr nie böse sein konnte.
„Hör zu Schatz“, sagte Marlies und streichelte ihr über das fuchsrote Haar.
„Deine Großmutter hat angerufen. Ihr scheint es nicht gut zu gehen. Bitte sieh mal nach ihr!“
„Aber wenn es Oma nicht gut geht, sollten wir vielleicht Frank anrufen.“ Frank war seit Jahren der Hausarzt der Familie. Hin und wieder wurde auch Connis Großmutter von ihm behandelt. Natürlich unter Protest. Um ihre jährliche Vorsorgeuntersuchung kam die alte Dame jedoch nicht herum und Frank machte sich einen Spaß draus, sie aufzuziehen, indem er sie immer als rüstige Rentnerin bezeichnete, was sie zur Weisglut trieb.
„Nein, du weißt, wie sehr sie Ärzte hasst. Geh einfach rüber und frag, ob sie was braucht, okay!“
„Ja, na klar. Soll ich noch ne Flasche Wein und einen Kuchen mitnehmen?“
„Sei bitte nicht sarkastisch! Und ja, warum nicht. Nimm doch ruhig Kuchen und Wein mit. Am besten in unserem Weidenkorb. Schließlich nennen dich doch alle Rotkäppchen, also benimm dich auch so!“ Dabei schaute sie ihre Tochter streng an. Doch nach zehn Sekunden begannen ihre Mundwinkel verräterisch zu zucken und die beiden Frauen prusteten los.

-3 -

Conni grinste immer noch, als sie schon auf dem Weg zu ihrer Großmutter war.
Sie kannte den Weg, es war etwa eine halbe Stunde Fußmarsch durch den Wald. Kein Grund zur Beunruhigung, der Wald wurde forstwirtschaftlich genutzt, also keine Überraschungen, keine wahnsinnigen Triebtäter und keine pädophilen Schweine. Sie konnte jederzeit um Hilfe rufen, falls es notwendig werden sollte. Und wenn man auf dem Trampelpfad blieb, bestand auch nicht die Gefahr, dass man sich verirrte. Gut, Conni kannte diesen Wald und hatte sich noch niemals darin verlaufen, aber wer weiß?
'Schließlich bin ich das Rotkäppchen und muss auf dem Pfad bleiben', dachte sie breit grinsend. Selbstverständlich hatte sie keinen Weidenkorb mit Wein und Kuchen dabei.
'Aber ansonsten ist alles wirklich wie in dem Märchen', dachte Conni. 'Fehlt nur noch der böse Wolf!' Doch kaum hatte sie den Gedanken, den sie bis dahin ziemlich lustig fand, zu Ende gedacht, schnürte sich ihr Herz zusammen und begann unrhythmisch zu schlagen. Die Luft blieb Conni weg und die Schmerzen in ihrer Brust zwangen sie in die Knie.
'Oh nein, ich kriege einen Herzanfall', dachte sie. 'Mitten in diesem Scheißwald. Keiner wird mir helfen können. Ich bin tot.'
Doch so plötzlich wie die Schmerzen kamen, gingen sie auch wieder und nach einigen Augenblicken waren sie verschwunden. Ein irres Kichern kam Conni über die Lippen. Herzanfall, mit sechzehn Jahren? Was für ein Schwachsinn. Schließlich hatte sie noch nie von jemandem gehört, der mit sechzehn an einem Herzschlag gestorben ist.
Conni schüttelte den Kopf und lief weiter. Aber eigenartig war das schon. Erst diese eigenartige Vision, die sich nicht greifen und verfolgen ließ und jetzt das hier.
Im linken Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung war und ruckte sofort herum.
Nichts.
Irgendwie schien es, als ob das, was sie eben bemerkt hatte, nicht gesehen werden wollte. Oder es war ganz einfach nicht da. Ja, das war's, eine optische Täuschung, ausgelöst durch die Schattenspiele des Waldes. Als gäbe es nicht für alles eine logische Erklärung.
'Vielleicht sollte ich noch ein paar Blumen mitbringen', dachte Conni und prustete jetzt vollends los. Ja, das wär's. Ein paar Blumen pflücken, und wenn sie an das Haus ihrer Großmutter kam, hätte der böse Wolf diese schon gefressen. Ein Brüller. Conni musste stehen bleiben, weil sie keine Luft mehr bekam vor lauter Lachen.
Nach vorn gebeugt, die Arme auf die Knie gestützt, bemerkte sie nicht, dass die Helligkeit erschreckend schnell abnahm. Dabei war es früher Nachmittag. Auch der Geruch änderte sich, nicht so dramatisch wie das Licht, aber doch spürbar. Er wurde zu einem Gemisch aus Schwefel, Rosenwasser, rohem Fleisch und etwas, das nicht zu bestimmen war.
Plötzlich blieb Conni das Lachen im Halse stecken. Direkt vor ihr auf dem Trampelpfad durch den, forstwirtschaftlich genutzten, Wald stand ein Wolf. Ein echter lebender Wolf. Conni hielt ihn im ersten Moment für einen Schäferhund, aber die graue Färbung des Felles ließ keinen Zweifel daran, was dort wirklich stand.
Der Wolf war nicht größer als ein durchschnittlicher Schäferhund, schien aber zu wachsen, je länger sie zu ihm hinsah.
Und er fixierte Conni mit seinen großen Augen, die eine eigenartige, schwer zu bestimmende Farbe hatten, die sich zudem ständig zu ändern schien.
Paralysiert stand Conni da und starrte zurück, unfähig sich zu bewegen.
Die Leftzen des Wolfes zuckten nervös und entblößten widerliche, gelbe und vor allem tödliche Fangzähne. Er ließ ein leises aber bedrohliches Knurren hören.
Was Conni jedoch am allermeisten beunruhigte, war der Blick des Wolfes. Er war irgendwie lüstern. Conni wurde das Gefühl nicht los, als würde der Wolf sie betrachten, so wie ein Mann eine Frau betrachtet und überlegt, ob er sie ficken sollte. Doch ein Wolf, der eine Frau, beziehungsweise einen weiblichen Teenager, besteigen will, das war nun doch zu absurd.
Der Wolf drehte seinen muskulösen Körper zu Conni um, sodass er ihr direkt gegenüber stand. Dann machte er zwei Schritte in ihre Richtung. Conni war unfähig, sich zu bewegen. Das Gehirn schickte die Befehle an die Muskulatur, ohne eine Reaktion auszulösen. Connis Beine hatten einfach den Dienst quittiert und waren in Ruhestand gegangen.
Der Wolf bewegte sich wieder zwei Schritte vorwärts.
Um nicht vor Angst einzupinkeln, presste Conni ihre Schenkel zusammen. Verdammt, sie würde sich einscheißen, wenn der Wolf noch näher käme.
Doch er kam nicht. Stand einfach da und machte nichts. Bewegte sich keinen Zentimeter. Langsam lief Conni der Schweiß die Stirn herunter in die Augen. Sie musste blinzeln. Als sie die Augen wieder öffnete, war der Wolf verschwunden. Es schien auch plötzlich heller zu sein, obwohl Conni gar nicht gemerkt hatte, dass es dunkler wurde, als der Wolf auf dem Weg erschien.
Im nachhinein betrachtet war sich Conni nicht mehr hundertprozentig sicher, dass der Wolf auch tatsächlich dort, ihr gegenüber, gestanden hatte.
'Man, was ist das nur für ein bekackter Tag', dachte sie. War sie verrückt, sah sie Gespenster? Bisher hatte Conni nichts davon mitbekommen und auch ihre Freunde verhielten sich ihr gegenüber völlig normal. Also, was zur Hölle war hier los?

- 4 -

Connis Großmutter Doris war eine beherzte und robuste Frau von achtundsiebzig Jahren, die man ihr auf keinen Fall ansah. Die Falten in ihrem Gesicht gaben ihr ein weises Aussehen und ihre im Laufe der Zeit ergrauten Haare verliehen ihr etwas Majestätisches.
Zeit ihres Lebens hatte sie in dem kleinen Haus mitten im Wald gelebt und daran konnte auch die städtische Politprominenz nichts ändern, der die alte Frau schon lange ein Dorn im profitorientierten Auge war.
Das alte Häuschen war sauber und gepflegt, hatte vor zwei Jahren einen neuen Anstrich bekommen und der Garten, in dem sie noch selbst Hand anlegte, blühte und grünte wie eh und je.
Die alte Dame behauptete immer, sie würde sterben, wenn sie in der Stadt wohnen müsste, ohne ihren Garten, ohne frische Blumen, ohne gartenfrisches Obst und Gemüse und vor allem ohne ihren geliebten Wald.
Auch heute genügte ein Blick aus dem Wohnzimmerfenster, um diese These noch zu untermauern. Die Sonnenstrahlen, die auf der kleinen Lichtung durch die Bäume fielen, das saftige grüne Gras, auf dem Blumen bunte Kleckse malten, der Farn am Saum des Waldes, der ganze Anblick wirkte kitschiger, als die kitschigste Postkarte, für die die Touristen immer mehr Geld ausgaben, als sie tatsächlich wert war. Freiwillig würde Doris hier niemals wegziehen. Den einzigen Umzug, den sie noch vor sich hatte, wollte sie in einer großen Kiste antreten. Aber auch nur unter der Bedingung, dass ihre Asche hier, über diese Lichtung, verstreut werden würde. Somit war selbst der letzte und finale Umzug kein richtiger Umzug, sondern nur ein kurzer Trip in die Stadt, aus der sie hierher zurückkehren konnte, um dann für immer hier zu bleiben.
Obwohl sie nicht das Gefühl hatte, als wäre der finale Tag gekommen, fühlte sie sich heute unbehaglich. Ständig verschwamm die Umgebung vor ihren Augen und das Schwächegefühl in ihren Gliedmaßen zwang sie dazu, sich im Wohnzimmer hinzulegen. Glücklicherweise hatte sie vor einigen Jahren einen Telefonanschluss beantragt und konnte ihre Tochter anrufen. Die alte Dame war stolz auf ihre Tochter und auf ihre Enkelin. Sie liebte Conni abgöttisch. Nun, alle Großmütter lieben ihre Enkelkinder, aber für ihre geliebte Conni hätte sie sich ein Bein ausgerissen. Natürlich wusste sie von der besonderen Gabe, die ihrer Enkelin zu eigen war. Sie selbst konnte früher auch bestimmte Ereignisse voraussehen, jedoch bei weitem nicht so intensiv. Seit einigen Jahren war diese Gabe bei ihr selbst aber verschwunden, während sie bei Conni zunahm.
Unerklärlicherweise wurde die alte Frau ein beklemmendes, angsteinflössendes Gefühl nicht los. Schon seit dem Morgen liefen ihr kalte Schauer über den Rücken. Sie neigte eigentlich nicht zu Ängstlichkeit, aber als diese Eiseskälte ihr über das Rückgrat bis zum Nacken kroch, überfiel sie die Ahnung einer drohenden Gefahr. Ihr Herz hämmerte wie Faustschläge an einer Tür.
Bumm-Bumm-Bumm.
Ihr Herz begann wie ein Presslufthammer zu arbeiten und sprengte sich beinah durch ihre Rippen.
BUMM-BUMM-BUMM
Erschrocken zuckte sie zusammen. Ihr Rückenmark verwandelte sich in Eiswasser.
Da war jemand an der Tür.
Wahrscheinlich Conni. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus.
„Komm rein Conni! Die Tür ist offen.“ Die Tür war immer offen, zumindest tagsüber, denn hier drohte keine Gefahr, bis heute.
Ein großer dunkelhaariger Mann betrat das Haus. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Profisportlers. Die stark ausgeprägte Muskulatur arbeitete unablässig unter dem hautengen T-Shirt. Seine Augen, deren Farbe schwer zu bestimmen war, huschten ständig hin und her und die Brauen, die an der Nasenwurzel zusammenwuchsen, verliehen ihm ein gerissenes, verschlagenes Aussehen. Lautlos setzte er einen Schritt vor den anderen, als hätte er Angst vor Geräuschen.
Das Eigenartigste an ihm war jedoch sein Schnüffeln. Bei jedem Atemzug schnüffelte er wie ein Hund, der die Pissepfütze seines Vorgängers untersucht.
Durch den kurzen Flur gelangte er in die Küche, an die das Wohnzimmer anschloss.
„Conni? Bist du das? Wer ist da?“ Obwohl sie sich Mühe gab, konnte Doris ein Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
Plötzlich stand der Fremde in ihrem Wohnzimmer. Ihr Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus. Feindselig starrten die Augen, die anscheinend ihre Farbe wechselten, auf Connis Großmutter hinab. Dann kam er zwei Schritte näher.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“ Das Zittern in der Stimme war jetzt nicht mehr zu verstecken, die rüstige alte Dame hatte Angst. Angst wie nie zuvor in ihrem Leben.
Die Nasenflügel des Fremden blähten sich, als er tief die Luft in seine Lunge sog. Beim Ausatmen machte er ein Geräusch, als würde er den Rauch einer exklusiven Zigarre ausblasen. Ihm gefiel, was er da riechen konnte.
Ja, der Geruch der Angst. Schon einmal hatte er diesen süßen Duft in der Nase am heutigen Tag. Als er daran dachte bekam er eine Erektion und ihn durchliefen wohlige Schauer. Solange er konnte, kostete er von diesem Nektar, der seine Sinne berauschte und ihn in eine Stimmung hineintrieb, der er rational nicht mehr kontrollieren konnte. Der Rausch hatte seinen Zenit erreicht.
Dann brach es aus ihm heraus. Ein tiefes, bösartiges Knurren entfuhr seiner Kehle und er bleckte die Zähne. Überall auf seiner Haut wuchsen Haare, so schnell wie in einer Zeitrafferaufnahme. Seine Gliedmaßen verformten sich. Knochen brachen und wurden wieder zusammengefügt, Sehnen rissen mit einem Geräusch wie ein Peitschenknall. Der Fremde ging in die Knie und brüllte und bellte vor Schmerz.
Seine Kiefer wurden nach außen gedrückt, Zähne splitterten und Keifer tropfte auf den Fußboden. Die Nase brach und verwuchs mit dem Oberkiefer, der sich immer noch nach vorn schob. Lange Reißzähne stachen durch das Zahnfleisch. Blut spritzte auf Connis Großmutter, die entsetzt zurückwich und versuchte, in ihrem Sofa zu versinken.
Die Wirbelsäule des Fremden, der jetzt am Boden lag, krümmte sich, bis der maximale Winkel erreicht war. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Schmerzenslaut aus, der der alten Frau das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann krachte es und die Wirbelsäule gab dem Druck von innen nach.
Arme und Beine wuchsen sich zu Hundeläufen aus. Die Finger und Zehen brachen am Mittelgelenk, wurden zusammengedrückt und formten sich zu Pfoten, an denen lange Krallen wuchsen. In einer Blutlache, die aussah wie Gelee, wälzte sich eine groteske Horrorgestalt unter Schmerzen.
Plötzlich war alles vorbei und mitten in Doris' Wohnzimmer stand ein riesiger Wolf und knurrte bedrohlich.
Das letzte was sie sah, war das weit aufgerissene Maul, keifernde Zähne und ihr eigenes Blut.
Nach fünf Minuten waren von der achtundsiebzigjährigen Frau nur noch blutige Fleischfetzen, einige Haare und das Gebiss übrig.

- 5 -

Conni blieb stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie wusste nur noch nicht, was es war.
Nervös schaute sie sich um, aber der Wald sah aus wie immer. Nichts war eigenartig, ungewöhnlich oder gar gruselig. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass etwas nicht so war, wie sein sollte.
Dann kamen die Schmerzen. Urplötzlich, unerwartet und heftig. Es begann am Kopf. Conni presste ihre Fäuste an ihre Wangen und schrie qualvoll auf. Der Schmerz zwang sie in die Knie. Ihr war, als risse ihr jemand, oder etwas, die Haut vom Gesicht. Der Schädelknochen knackte und Conni schrie. Sie konnte nicht mehr aufhören. Abrupt endete es. Nur ein dumpfes Pochen blieb... und eine blutende Nase. Mit dem Handrücken wischte Conni über ihre Oberlippe, um das Blut zu entfernen, verschmierte es aber nur. Sie nahm einen eigenartigen Geruch wahr, konnte ihn aber nicht einordnen. Aber er kam ihr bekannt vor, das registrierte sie unbewusst.
Dann setzte der Schmerz von neuem ein, diesmal aber im Unterleib. Es war grauenhaft. Jemand packte ihre Eingeweide mit einer glühenden Zange und riss daran.
Die Hände auf den Bauch gedrückt, ging Conni erneut zu Boden, fiel vornüber.
Als die Schmerzen zu heftig wurden, gab ihr Gehirn nach und rettete sich in eine angenehme schwerelose Ohnmacht.
Minuten später kam Conni zu sich. Die Schmerzen waren verschwunden. Die Blutflecken bewiesen jedoch, dass sie sich das nicht nur eingebildet hatte. Ihr Gesicht war völlig verkrustet mit Blut, das mittlerweile die Farbe von Rost angenommen hatte. Glücklicherweise war in der Nähe ein kleiner See, den Conni manchmal an heißen Tagen besuchte, um darin zu baden.
Benommen taumelte vorwärts. Mit jedem Schritt nahm ihre Kraft zu und nach einigen Metern fühlte sie sich wieder einigermaßen fit.
Am See wusch sie sich das Blut vom Gesicht und den Armen. Dann überlegte sie kurz, zog sich nackt aus und sprang in die einladend glitzernden Fluten.
Das kühle Wasser tat gut. Sie ließ sich eine Weile auf dem Rücken liegend treiben. Dann ein paar kräftige Schwimmzüge und sie kletterte wieder ans Ufer. Sie wrang das nasse Haar aus und legte sich in das weiche Gras, schloss die Augen und genoss die wärmenden Strahlen der Sonne, die heute besonders intensiv war, so als wolle sie die Schatten aus der Welt tilgen und alles in ein warmes, goldenes Licht tauchen.
Trotzdem wurde Conni das Gefühl nicht los, dass selbst die Sonne nicht imstande war, jeden Schatten zu verjagen. Ganz zu schweigen von den Schatten, die auf ihrer Seele lasteten und ihr Visionen und Vorahnungen bescherten, wie die, die sie heute Morgen erlebt hatte. Oder dieser eigenartige Anfall vorhin.
Schlagartig wurde ihr klar, woher sie diesen eigenartigen Geruch kannte, den sie wahrgenommen hatte. So roch Kain aus dem Maul. Kain war ein weißer Schäferhund, der treue Begleiter von Förster Mathias, der hier für Hege und Pflege des Waldes zuständig war. Kain wedelte jedes Mal, wenn er Conni sah, vor Freude mit dem Schwanz, seine gute Erziehung verbot es ihm aber, loszustürmen und Conni das Gesicht abzulecken. Wenn er es dann aber doch tat, war der Geruch, den sein offenes Maul verströmte, mit dem identisch, den Conni vorhin wahrgenommen hatte. Ein Gemisch aus rohem Fleisch, Hundefutter, Hundespeichel und allerlei anderen Duftnoten, von denen man lieber nicht wissen wollte, woher sie stammten.
Madeleine, Mathias' Frau, schüttelte jedes Mal leicht angewidert den Kopf. Obwohl auch sie ihren Hund liebte, kam es überhaupt nicht in Frage, dass sie sich von ihm ablecken lies. Man konnte nie wissen, was er im Wald gefressen oder wo er seine Nase rein gesteckt hatte. Eklig.
Wie aber konnte Conni Kains Geruch wahrnehmen? Wahrscheinlich war es gar nicht Kains Geruch, alle Hunde mochten so riechen. Alle Hunde und alle... Wölfe.
Entsetzt fuhr sie auf. Der Wolf. Der Wolf von vorhin. Aber so sehr sie sich auch das Gehirn zermarterte, sie konnte keine Verbindung zwischen dem Geruch und der Erscheinung auf dem Weg herstellen. Sie hatte einen Wolf gesehen, konnte aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass er auch tatsächlich dort gestanden hatte. Und sie hatte einen merkwürdigen Anfall, von dem sie nicht wusste, woher er kam. Wie um alles in der Welt passte das zusammen?
Hinter ihr knackte leise ein Zweig. Erschrocken ruckte Conni herum und starrte in die Augen des Wolfes, der jetzt kein Wolf war. Ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann, muskulös und mit zusammengewachsenen Augenbrauen stand hinter ihr. Und er war ebenfalls nackt. Im ersten Moment schoss Conni der Gedanke durch den Kopf, dass er vielleicht auch nur baden wolle, aber sein finsteres, entschlossen blickendes Gesicht sagten ihr, dass er mehr wollte als baden.
Schlagartig wurde Conni klar, wie der Hundegeruch, der Anfall und der Wolf auf dem Weg zusammenpassten. Ein Wolf hatte ihre Großmutter zerfetzt und sie hatte es mental miterlebt. Sollten der Wolf und der nackte Typ etwa ein und dieselbe Person sein?
Die Angst kroch Connis Rücken hinauf wie eine eisige Schlange. Ein feiner Schweißfilm legte sich über ihre Haut und sie begann, langsam rückwärts, von dem Fremden weg, zu kriechen. Plötzlich sog der Fremde die Luft scharf in seine Lungen und ein boshaftes Grinsen umspielte seine Lippen. Sein wahrhaft riesiges Glied richtete sich auf, als er Connis Angstgeruch wahrnahm. Dieser süße Nektar und diese süße Frucht, jetzt würde er sie kosten.
Mit einem Satz war er bei Conni, packte sie und presste sie auf den Boden. Obwohl sie sich heftig wehrte, hatte sie dem muskelbepackten Schwein nichts entgegenzusetzen. Sie schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrieen hatte. Die Panik, die in ihr hochstieg, verlieh ihr die Kraft, einen Arm loszureisen. Connis spitze und scharfe Fingernägel hinterließen blutige Spuren, als sie ihre Hand zu einer Klaue krümmte und damit quer über das Gesicht ihres Peinigers kratzte. Als sie zu einem Stoss gegen seine Augen ausholen wollte, traf sie seine Faust mitten ins Gesicht. Zuerst sah sie nur Sterne, dann kam der Schmerz und drohte sie zu überrollen. Ein erneuter Schlag traf sie. Blut spritzte aus ihrer Nase. Mit sichtlichem Wohlbehagen glitt seine Zunge, die ebenso riesig war wie sein Schwanz, über die roten Kleckse in ihrem Gesicht. Benommen durch die Schläge, war Connis Gegenwehr fast gänzlich erlahmt. Der Fremde presste Connis Arme auf den Boden und zwang ihre Schenkel auseinander.
Er drang rücksichtslos und brutal in sie ein. Der Schmerz war so groß, dass Conni glaubte, es zerrisse sie innerlich. Als er sich mit einem Geräusch, das wie ein Bellen klang, in sie ergoss, schaltete ihr Gehirn einfach ab und sie wurde ohnmächtig.

- 6 -

Wie jeden Tag, war Mathias, der Forstbeamte, auch heute in seinem Revier unterwegs. Seinen Hund Kain an der Seite, die doppelläufige Flinte geschultert, inspizierte er den Wald, wie immer auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem, etwas, das im Wald nichts zu suchen hatte. Aber wie immer fand er nur Beweise für die schlechte Erziehung einiger Jugendlicher, die wieder Flaschen, Büchsen, Zigarettenschachteln und dergleichen mehr einfach hier liegen ließen, anstatt sie ein paar Meter weit zu tragen, um sie in eine der Mülltonnen zu werfen.
'Zum Kotzen dieser Scheiß', dachte Mathias und runzelte die Stirn. Höchstwahrscheinlich würde er auch am See wieder jede Menge Unrat finden. Diese Vollidioten brachten es nicht fertig, ihren Mist mitzunehmen und regten sich dann darüber auf, dass der ganze See zu einer Müllkippe verkam. Ignorante Wichser.
Während er noch still vor sich hin fluchte, blieb Kain plötzlich stehen, sträubte sein Fell und knurrte vernehmlich. Der Förster tätschelte ihm den Kopf und sprach beruhigend auf ihn ein. Doch Kain ließ sich nicht beruhigen. Das Knurren wurde lauter und dann stieß er die Luft aus seiner Lunge, als wolle er bellen, brachte es aber nur zu einem wütend klingenden Husten, so als hätte er Angst ein lautes Geräusch zu machen. Mathias runzelte die Stirn. So hatte sich der Hund noch nie benommen. Den Wald kannte er genauso gut wie sein Herrchen, wenn nicht noch besser, da der Hund in der Lage war, sich Gerüche zu merken und so auch in stockfinsterer Nacht noch nach Hause fand. Auch fremde Menschen veranlassten das Tier nicht dazu, zu knurren. Und seinen Jagdtrieb hatte der Schäferhund soweit unter Kontrolle, dass er nicht unversehens einem Reh, Kaninchen oder ähnlichem nachjagte, oder es anknurrte. Knurren kam ja eh nicht in Frage, da es das Wild verscheucht hätte. Warum benahm sich Kain also wie ein durchgeknallter Straßenköter?
„Kain“, mahnte Mathias. „Vergiss Deine gute Erziehung nicht. Immerhin bist du adlig.“ Verwundert schaute der Hund sein Herrchen an.
„Ja, mein Großer, du bist schließlich ein vom Schloss Krosigk. Also, benimm dich ruhig ein bisschen vornehm aristokratisch.“ Kain schien zu grinsen, wahrscheinlich fiel ihm gerade ein, dass es nicht besonders aristokratisch war, an einem Baum das Bein zu heben und dranzupinkeln.
Mathias tätschelte nochmal den Kopf seines treuen Freundes und machte sich auf in Richtung See. Schwanzwedelnd trabte der Hund hinterher. Bei dieser Hitze war ein Bad zu verlockend.
Vorher wollte Mathias noch kurz bei Doris reinschauen, das tat er immer, wenn er in der Nähe war. Es war nicht weit, ein fünfminütiger Spaziergang.
Am Haus angekommen, nahm er einen eigenartigen Geruch wahr, der hier nicht hergehörte. Als erfahrener Jäger kannte er diesen leicht süßlich-metallischen Geruch. Blut.
Eine unbestimmte Vorahnung schnürte ihm das Herz zusammen.
Die Eingangstür des Hauses stand offen, aber das war nicht weiter beunruhigend, denn er wusste, dass Doris tagsüber nie abschloss. Als Mathias eintrat, wurde der Blutgeruch überwältigend und er musste ein paar Mal hart schlucken. Vorsichtig ging er weiter.
Durch den Flur.
In die Küche.
Ins Wohnzimmer.
Als er den Ort des Massakers betrat, blieb ihm die Luft weg. Die Wände waren mit Blut nicht nur bespritzt, sie waren regelrecht getränkt damit. Wie in Trance machte Mathias einige Schritte in das Wohnzimmer hinein. Seine Schritte verursachten schmatzende Geräusche auf dem Teppichboden. Als sein Blick auf die herumliegenden Fleischfetzen und die Zahnprothese fiel, wurde ihm so übel, dass er sich umdrehte, hinauslief und sich übergab.
Plötzlich spitzte Kain die Ohren und begann zu bellen. Auch Mathias hatte es gehört. Ein Angstschrei, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen kann. Und Mathias erkannte, genau wie Kain, die Stimme, die da eben so markerschütternd geschrieen hatte. Conni, Kains kleine Freundin und die Tochter von Madeleines Freundin Marlies.
Sofort rannte Kain los. In Richtung See. Der Weg war nicht weit, vielleicht ein fünfminütiger Spaziergang. Im Laufschritt bräuchte man höchstens eine Minute.
Mathias riss sich im Laufen die Flinte von der Schulter und entsicherte sie.
Schon von weitem sah er, was vor sich ging. Eine Vergewaltigung, am helllichten Tag, das gab es doch nicht.
„Hören Sie auf, Sie elendes Dreckschwein“, schrie Mathias, außer sich vor Zorn.
Mit ruhigen Bewegungen, als wäre die Flinte in den Händen des Forstbeamten nicht mehr als ein Spielzeug, ließ der Vergewaltiger von Conni ab und stand auf.
Offensichtlich hatte er keine Angst, oder er war ein Psychopath. Für Mathias kam ausschließlich die letzte Möglichkeit in Betracht, denn genauso ruhig wie er aufgestanden war, kam er jetzt auf den Forstbeamten zu.
„Bleib da stehen, du Arschloch, oder ich schwöre, ich knall dich ab!“ Mathias' Stimme überschlug sich fast vor Wut. Doch der Fremde dachte überhaupt nicht daran, die Warnung ernst zu nehmen. Langsam kam er näher.
„Noch einen Schritt und du bist Geschichte.“
Noch zwei Schritte.
Kain sprang plötzlich auf, rannte los und versuchte seinerseits, dem Fremden Vernunft beizubringen. Seine kräftigen Muskeln katapultierten den weißen Schäferhund wie eine Kanonenkugel nach vorn. Das Maul weit aufgerissen, die todbringenden Fangzähne entblößt, zielte Kain genau auf den Hals des nackten Vergewaltigers. Mit einer scheinbar lässigen Bewegung fing dieser den etwa vierzig Kilo schweren Hund mit einer Hand ab. Das Genick des Hundes brach mit einem ekelhaften, krachenden Geräusch.
„Neeeiiin!“ Wie von Sinnen riss Mathias den Abzug seiner Flinte durch.
Einmal. Zweimal.
Beide Schüsse waren Volltreffer. Der erste zerfetzte dem Wolfsmenschen die Brust, der zweite traf das Gesicht und verwandelte es in eine blutige Masse.
Im Zeitlupentempo sackte der tote Körper in sich zusammen und fiel mit einem Klatschen auf das nicht mehr vorhandene Gesicht.
Als Mathias einen Schritt auf den Toten zuging, übersah er es erst, wahrscheinlich aufgrund des Schocks, eben einen Menschen getötet zu haben. Als sein Gehirn die Information, die seine Augen lieferten, zu verarbeiten begann, zuckte der Förster so stark zurück, dass er rückwärts taumelte, stolperte und hinfiel. Was zur Hölle...?
Kleine Rauchfähnchen stiegen von der Leiche auf und wurden von einem leichten Windhauch davongeweht. Innerhalb weniger Sekunden verdichteten sich die Rauchfähnchen zu einer undurchdringlichen Wand aus grauem, schlierigem Nebel, der den toten Körper einhüllte. Durch diese Wand glaubte Mathias zu sehen, wie erst die Haut, dann das Fleisch von den Knochen abfiel, sich in eine geleeartige, grünliche Masse auflöste und dann im Boden versickerte. Das Skelett, das Mathias eher an ein Hunde- als an ein Menschenskelett erinnerte, zerbröselte zu kleinen Ascheklümpchen, die der Wind zerstreute.
Nachdem der Rauch sich verzogen hatte, war die Leiche völlig verschwunden. Nur hier und da zeugten gräuliche Spuren im Gras noch davon, welches Drama sich noch vor ein paar Minuten auf dieser friedlichen Wiese abgespielt hatte.

- 7 -

Neun Monate nach ihrer grässlichen Vergewaltigung brachte Conni die Frucht dieser unsäglichen Verbindung zur Welt.
Sie hatte versucht, das Kind abtreiben zu lassen. Aber jeder Versuch war von vornherein zum Scheitern verurteilt, da eine Abtreibung unweigerlich Connis Tod zur Folge gehabt hätte. Scheinbar wehrte sich der Fötus gegen seinen vorzeitigen Lebensabbruch.
Der Junge, dessen erster Schrei die Ärzte in Erstaunen versetzte, weil er eher wie ein Bellen klang, war ungewöhnlich groß und hatte nachtschwarzes Haar. Ebenso ungewöhnlich war, dass das Kind, wenn es eines war, schon Zähne hatte. Am eigenartigsten aber waren die Augen, deren Farbe schwer zu bestimmen war und die ständig zu wechseln schien.
Ansonsten war der Junge gesund und hatte einen kräftigen Appetit, den er damit unter Beweis stellte, dass er Krankenschwester Babette, die sich zu ihm heruntergebeugt hatte, die Nase abbiss und verschluckte.
Seiner Mutter gegenüber wurde er jedoch nie gewalttätig. Bis zu seinem sechzehnten Geburtstag. In einer Art Blutrausch fiel er über Conni her und zerfetzte ihr die Kehle. Dann verschwand das Wolfskind, wie ihn die Ärzte wegen seines Bellens und Keiferns im Krankenhaus genannt hatten, im Wald und tauchte nie wieder auf.
Bis heute...












































 
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